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Reigen

Düsseldorfer Schauspielhaus 04′ 23

Text: Arthur Schnitzler nach einer Bearbeitung von Anton Schreiber
Regie: Anton Schreiber
Bühne: Susanne Hoffmann
Kostüm: Juliane Molitor
Musik: Marco Girardin
Dramaturgie: Stijn Reinhold
Fotos: Melanie Zanin

Rheinische Post:

“Eines vorweg: diesen Theaterabend sollte man aus dem Keller nach oben holen. Vm Unterhaus des Düsseldorfer Schauspiels auf die Beletage, weil da mehr Zuschauer Einlass fänden. (…) Das ist original Schnitzler, aber im visuellen Unterhaus-Kontext einfach zum Schießen. Dieser visuelle Kontext wird bestimmt durch das Bühnenbild von Susanne Hoffmann, vor allem aber durch Juliane Molitors Kostüme. Da ist alles drin von abartig bis großartig, von Stanley Kubricks “Uhrwerk Orange” bis Georg Kreislers “Tauben vergiften im Park”. (…) Die Outfits der zwei Darsteller sind eine Hommage an den Filz, ein wahres Filzfeuerwerk. Übergroß geschnitten in den grellen Farben, ginge diese Kleidung bei Weiblein und Männlein auch als Keuschheitsgürtel durch. “Industrial Look” heißt das irgendwann im Stück. Na sowas.” – Claus Clemens

Theater pur:

“ “Hey, du da, schöner Engel, komm!”, hören wir eine Frauenstimme. Der REIGEN beginnt. Doch wer im Schnitzler’schen Sinne mit der Dirne Leocardia rechnet, muss enttäuscht sein: heute ist Leocardia eine fesche, selbstsichere Soldatin im retrofuturistischen Outfit, das wie manche der anderen Kostüme ein wenig von Oscar Schlemmers raumplastischen Figuren des Triadischen Balletts inspiriert sein könnte. (Tolle Kostümideen, im Stück “industriell Look” genannt, von Juliane Molitor) Der “schöne Engel”, der im Befehlston herankommandiert wird, ist nicht -wie bei Schnitzler beim ersten Paar- ein Soldat, sondern ein “User”, ein vom vielen Internet lustverwöhnten Weichling, der zu Tode erschrickt, als Leocardia zum Original-Schnitzler-Text “Wer weiß, ob wir morgen noch’s Leben haben”, die Pistole zieht, allerdings nur, um sie zur Seite zu legen, damit sie beim Liebesakt nicht stört.(…) Herrlich der jammerte Manager im oversized grellgelben Jackett mit Clowns-Fliege, der sich über Langeweile, Primitivität und Beliebigkeit seines Konzernchef-Daseins beklagt und sich zur Zerstreuung von der Klimaaktivistin Else an den Bettpfosten kleben lässt. Nicht minder komisch, die Eheszene, in der er mit meterlangem rotem Schlips um den Hals so gut wie alles falsch macht (…)” – Christa Fluck